Justiz
Der St. Elisabeth Verein unterstützt seit 2018 die hessische Justiz im Themenfeld Rechtsextremismus durch das Projekt „seed – Prävention im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe“. Sozialpädagogische Maßnahmen und Angebote richten sich an Inhaftierte, Qualifizierungen, Fortbildungen und Unterstützung werden angeboten für Bedienstete der hessischen Justizvollzugsanstalten und der Bewährungehilfen.
seed wird gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und mit Mitteln des Hessischen Ministerium der Justiz. Das Projekt ist insbesondere in den Justizvollzugsanstalten Rockenberg und Wiesbaden tätig und Teil des Projektverbundes KOgEX – Kompetent gegen Extremismus in Justizvollzug und Bewährungshilfe.

seed steht für
- Stärkung der Identität
- Erleben von Selbstwirksamkeit
- Erweiterung der Sozialkompetenz
- Demokratische Teilhalbe im Jugendstrafvollzug und Bewährungshilfe
Das Leitziel unserer Arbeit ist die primäre- und sekundäre Prävention im Bereich rechtsextremer Affinitäten Jugendlicher und junger Erwachsener im Bereich Justiz.
Arbeit mit Inhaftierten
Rechtsextremismus ist ein gesellschaftliches Phänomen und auch Inhaftierte können rechtsextreme Ideologieelemente oder Weltbilder mitbringen. Zudem handelt es häufig um Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, mangelnden Anerkennungserfahrungen und eingeschränkter bis verwehrter sozialer Wirksamkeit. Auch sie nehmen aktuelle Themen auf und verarbeiten sie unter den Bedingungen des Haftalltages. Auch das kann ein günstiger Nährboden für rechtsextremes Gedankengut sein. Im Strafvollzug können wir zudem Personen begegnen, die rechtsextremistische Delikte begangen haben.
Inhaltliche und methodische Ansätze
Aktuell arbeiten wir vor allem in Gruppensettigs, mit heterogenen Gruppen von Inhaftierten. Wir gehen gemeinsam in die Auseinandersetzung mit persönlichen Fähigkeiten, sozialem Lernen und unterstützen die Eigenmotivation für Lern- und Veränderungsprozesse. Wir reflektieren gemeinsam biografische Erfahrungen und Identitätsmerkmale.
Unsere methodischen Zugänge sind insbesondere:
Training der Sozialkompetenz
Unsere Trainings fokussieren auf die Fähigkeit der Teilnehmer ihre Ziele zu erreichen und dabei gleichzeitig positive Beziehungen mit anderen aufrechtzuerhalten. Im Rahmen dieser Angebote kommen verschiedene Konzepte der Gewaltprävention, Übungen und Kommunikationssituationen zum Einsatz.
Biografiearbeit
In der Biografiearbeit geht es darum, sich selbst und das eigene Leben, das Umfeld und die gesellschaftlichen Bedingungen besser zu verstehen. Die Biografie wird dabei als aktiver Prozess verstanden. Das heißt, die Teilnehmer müssen immer wieder für sich entscheiden, was im eignen Leben besonders wichtig, prägend, kränkend oder herausfordernd war oder ist.
Dieses bessere Verständnis des eigenen Lebens kann sie dabei unterstützen, Erlebnisse einzuordnen und dazu innere Distanz aufzubauen, aber auch Ressourcen sichtbar zu machen.
Medienpädagogik
Mit medienpädagogischen Maßnahmen sollen Teilnehmer für rechte Ideologieelemente sensibilisiert werden. Die Projekte thematisieren diese anhand alltäglicher Themen und helfen, rechtsextreme Argumentationen, auch in Musik, Film oder Sprache, zu durchschauen sowie kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen.
Wir arbeiten prozess- und erfahrungsorientiert. Wir streben ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand an, unterstützt durch ein körper- und bewegungsbezogenes Konzept. Wir folgen der Grundidee der Positive Peer Culture zur Förderung von Selbst- und Sozialverantwortung.
Zielsetzungen
Rechtsextremismus hat u.a. die Funktion erlebte Lücken in der Lebensgestaltung zu schließen. Daher sind Angebote notwendig, die andere Erfahrungen, Kompetenzen und damit eine andere Lebensbilanz ermöglichen: wechselseitiger Respekt, Zuversicht, sein Leben meistern zu können, Zugehörigkeit und Partizipation, Körpererleben, das nicht gewaltorientiert ist, neuen Sinn im Dasein erleben, Chancen, Vorstellungen und Erfahrungen neu zu strukturieren und Selbst- sowie Sozialkompetenzen. Im Rahmen der Rechtsextremismusprävention sind dies wissenschaftlich begründet die zentralen förderlichen Faktoren.
Ziele sind
- sich mit Ideologieelementen, politisch-gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und durch neue Sachinformationen und Erfahrungen Lernen zu ermöglichen.
- die Stärkung der Identität, die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, dem eigenen Erleben im Haftalltag und einer eigenen Perspektive.
- die Auseinandersetzung mit Gewalt, Körperlichkeit und Kommunikation
Qualifizierung und Fortbildung für Fachkräfte der JVA und Bewährungshilfe
Fachkräfte aus Justizvollzug und Bewährungshilfe können in ihrer Arbeit auch mit extremistischen Tendenzen und (potenziellen) Radikalisierungsprozessen konfrontiert sein. Um sie für Rechtsextremismus zu sensibilisieren und in ihrer Rolle als Bezugspersonen und Leitfiguren für die jungen Inhaftierten zu stärken, bieten wir Fortbildungen an. Diese Perspektive stellt in Rechnung, dass die Inhaftierung für Jugendliche und Heranwachsende eine krisenhafte Erfahrung ist, mit spezifischen Gefährdungen (auch) mit Blick auf Radikalisierungsprozesse. Zugleich bieten sich Chancen für hilfreiche Zugänge. Neben der Stärkung von Handlungskompetenzen geht es in den Fortbildungen somit um den Abbau von Risikofaktoren, die durch eine Inhaftierung induziert sein können.
Inhalte und methodische Ansätze
Fortbildungen im Bereich Rechtsextremismus vermitteln Grundwissen zu rechtsextremen Erscheinungsweisen und Entwicklungen, rechtsextremen Radikalisierungsprozessen, Push- bzw. Pullfaktoren anhand von Biografien sowie für den Vollzugsalltag handlungspraktischen Aspekte der Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung und Wirksamkeit, mit motivationsfördernder Kommunikation und Reflexion des Fallverstehens. Sie fördern damit eine Sensibilisierung für rechtsaffine Äußerungen und Handlungen, informieren über rechtsextreme Motive, Musik, Medien und Akteure, bieten einen Austausch über Hintergründe, Wirkfaktoren und Dynamiken rechtsextremer Radikalisierung.
Der zeitliche Umfang der Fortbildungen reicht von dreistündigen und ganz-/mehrtägigen Fortbildungen zu Rechtsextremismus bzw. aktuellen Teilbereichen, bis zu dreitägigen phänomenübergreifenden Veranstaltungen gemeinsam mit dem Violence Prevention Network.
Nehmen Sie zu uns Kontakt auf, wenn Sie Hilfe oder Unterstützung benötigen. Wir behandeln alle Fälle kostenfrei, vertraulich und persönlich.
Schreiben Sie uns eine Nachricht unter: seed@rote-linie.net.
Kontakt aufnehmen
Vernetzung
Wir sind Teil der „AG Strafvollzug und Bewährungshilfe“, einem Netzwerk von rund 30 zivilgesellschaftlichen Trägern, die in Justizvollzug und Straffälligenhilfe Angebote der Extremismusprävention und Distanzierungsberatung umsetzen.
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